Warum ticken Menschen so?
Die etwas andere Wohnungsbesichtigung
Dieser Text heute war
nicht geplant, eigentlich wollte ich über etwas ganz anderes schreiben. Aber
gestern Abend, als ich um kurz vor zehn endlich mit der Arbeit fertig war, habe
ich mir versprochen, den gestrigen Tag in Worte zu fassen. Weil ich zu viel
darüber nachgrübele und weil Aufschreiben meistens hilft.
Bis zum frühen Abend war
eigentlich alles okay. Zwar hatte ich morgens schon ein ungutes Gefühl im
Bauch, das ich aber lange verdrängen konnte.
17 Uhr: Wohnungsbesichtigung. Meine erste. Ich bin pünktlich am verabredeten Treffpunkt und ein bisschen erstaunt, dass ungefähr 30 Menschen dastehen und warten. Der Makler kommt, scherzt noch, dass er nicht für alle eine Wohnung hätte, weil nur eine frei sei und führt uns ins oberste Stockwerk.
Ich merke recht schnell, dass etwas nicht stimmt. Die Wohnung ist doch größer als 25 qm? Dass sie im Dachgeschoss liegt, hatte ich auch nicht so richtig auf dem Schirm. Da stimmt doch etwas nicht!
Ich sollte Recht behalten. Wenig später kommt ein Mann herein und verkündet, dass einige von uns hier falsch seien. Tatsächlich finden zwei Wohnungsbesichtigungen zur selben Uhrzeit im selben Haus statt. Die kleinere Wohnung, die gut die Hälfte von uns ansehen möchte, liegt im Erdgeschoss.
17 Uhr: Wohnungsbesichtigung. Meine erste. Ich bin pünktlich am verabredeten Treffpunkt und ein bisschen erstaunt, dass ungefähr 30 Menschen dastehen und warten. Der Makler kommt, scherzt noch, dass er nicht für alle eine Wohnung hätte, weil nur eine frei sei und führt uns ins oberste Stockwerk.
Ich merke recht schnell, dass etwas nicht stimmt. Die Wohnung ist doch größer als 25 qm? Dass sie im Dachgeschoss liegt, hatte ich auch nicht so richtig auf dem Schirm. Da stimmt doch etwas nicht!
Ich sollte Recht behalten. Wenig später kommt ein Mann herein und verkündet, dass einige von uns hier falsch seien. Tatsächlich finden zwei Wohnungsbesichtigungen zur selben Uhrzeit im selben Haus statt. Die kleinere Wohnung, die gut die Hälfte von uns ansehen möchte, liegt im Erdgeschoss.
Wir gehen die Treppen
wieder herunter, während der Mann anfängt, mit dem Makler zu streiten. Unten im
Eingangsflur stehen weitere Menschen und eine kleine blonde Frau.
"Jetzt kommen Sie schon endlich runter, hopp hopp", empfängt sie uns. "Ich muss sagen, das finde ich wirklich unmöglich. Sie haben da oben nichts zu suchen gehabt, gar nichts!" Eine junge Frau wagt es einzuwenden, dass der Makler uns mit nach oben genommen hat. "Wir haben ausgemacht, dass wir uns vor dem Haus treffen. Das geht gar nicht", keift sie weiter. In diesem Moment tun alle, die sich eben noch oben die größere Wohnung angeguckt haben, dasselbe: Sie verlassen das Haus. In stillem Einvernehmen haben wir beschlossen, dass die Wohnung so schön gar nicht sein kann als dass wir uns dafür ankeifen lassen.
"Jetzt kommen Sie schon endlich runter, hopp hopp", empfängt sie uns. "Ich muss sagen, das finde ich wirklich unmöglich. Sie haben da oben nichts zu suchen gehabt, gar nichts!" Eine junge Frau wagt es einzuwenden, dass der Makler uns mit nach oben genommen hat. "Wir haben ausgemacht, dass wir uns vor dem Haus treffen. Das geht gar nicht", keift sie weiter. In diesem Moment tun alle, die sich eben noch oben die größere Wohnung angeguckt haben, dasselbe: Sie verlassen das Haus. In stillem Einvernehmen haben wir beschlossen, dass die Wohnung so schön gar nicht sein kann als dass wir uns dafür ankeifen lassen.
Und das führt mich zum
eigentlichen Thema des heutigen Blogeintrags: Warum? Warum reagieren, handeln
Menschen so? Warum gibt es einige Exemplare, die meinen den Rest ihrer Spezies
verbal zerfleischen zu müssen? Menschen in unfreundlichem Tonfall wegen eines
Missverständnisses "zur Schnecke machen"? Einen kleinen Irrtum so hoch hängen?
(Man muss dazu sagen, dass vorher keinerlei Kontakt zur Maklerin bestanden
hatte, sondern alles über das Internet geregelt wurde. Sicherlich stand dort
auch irgendwo, dass die Wohnung sich im Erdgeschoss befindet, aber kann man
sich nach einem langen und extrem stressigen Tag wirklich an jedes Detail erinnern? Ich
kann es nicht. Trotz eines außergewöhnlich guten Gedächtnisses.)
Vielleicht hatte die Maklerin gestern einen schlechten Tag. Mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden. Vielleicht lief den ganzen Tag über alles schief. Vielleicht hatte sie eine Hiobsbotschaft erhalten. Möglicherweise haben wir die Standpauke abgekriegt, die jemand ganz anderes verdient gehabt hätte.
Ja, das kann sein. Aber in meinen Augen rechtfertigt so etwas diese Reaktion noch lange nicht. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe sehr oft schlechte Tage. Düstere. Sehr, sehr dunkle. Ich wünsche der Maklerin wirklich, dass sie einen so schlimmen Tag noch nie erlebt hat und auch nie erleben wird. Aber: Ich schaffe es auch an Tagen, an denen alles schwarz erscheint, meine Mitmenschen vernünftig zu behandeln. Ich lasse es mir nicht anmerken, wie schlecht es geht. Richte meine Wut und Trauer nach innen statt nach außen (das ist nicht gesund, ich weiß). Nein, ich möchte nicht, dass die Maklerin alles in sich hineinfrisst, das sie belastet. Ich wünsche ihr, dass sie es auf andere Art rauslassen kann. Ein Boxsack? Klamotten an die Wand klatschen? Oder, ein bisschen gemäßigter, Aufschreiben? Ein Brief an all diejenigen, die an ihren Belastungen schuld sind, den sie letztendlich nicht abschickt?
Was ich eigentlich sagen möchte: Ich verstehe nicht, warum Menschen sich gegenseitig so behandeln müssen. Was ist cool daran, ein Kotzbrocken zu sein? Warum kann man noch nicht mal kleine Fehler verzeihen? Wann werden wir endlich aufhören, uns immer gegenseitig wegen irgendwelcher Nichtigkeiten zu beschuldigen, zu beschimpfen, an die Gurgel zu gehen? Ahnt die Maklerin überhaupt, wie sehr sie mich mit ihrer Ermahnung getroffen hat beziehungsweise mit der Art und Weise, wie sie diese ausgesprochen hat?
Vielleicht hatte die Maklerin gestern einen schlechten Tag. Mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden. Vielleicht lief den ganzen Tag über alles schief. Vielleicht hatte sie eine Hiobsbotschaft erhalten. Möglicherweise haben wir die Standpauke abgekriegt, die jemand ganz anderes verdient gehabt hätte.
Ja, das kann sein. Aber in meinen Augen rechtfertigt so etwas diese Reaktion noch lange nicht. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe sehr oft schlechte Tage. Düstere. Sehr, sehr dunkle. Ich wünsche der Maklerin wirklich, dass sie einen so schlimmen Tag noch nie erlebt hat und auch nie erleben wird. Aber: Ich schaffe es auch an Tagen, an denen alles schwarz erscheint, meine Mitmenschen vernünftig zu behandeln. Ich lasse es mir nicht anmerken, wie schlecht es geht. Richte meine Wut und Trauer nach innen statt nach außen (das ist nicht gesund, ich weiß). Nein, ich möchte nicht, dass die Maklerin alles in sich hineinfrisst, das sie belastet. Ich wünsche ihr, dass sie es auf andere Art rauslassen kann. Ein Boxsack? Klamotten an die Wand klatschen? Oder, ein bisschen gemäßigter, Aufschreiben? Ein Brief an all diejenigen, die an ihren Belastungen schuld sind, den sie letztendlich nicht abschickt?
Was ich eigentlich sagen möchte: Ich verstehe nicht, warum Menschen sich gegenseitig so behandeln müssen. Was ist cool daran, ein Kotzbrocken zu sein? Warum kann man noch nicht mal kleine Fehler verzeihen? Wann werden wir endlich aufhören, uns immer gegenseitig wegen irgendwelcher Nichtigkeiten zu beschuldigen, zu beschimpfen, an die Gurgel zu gehen? Ahnt die Maklerin überhaupt, wie sehr sie mich mit ihrer Ermahnung getroffen hat beziehungsweise mit der Art und Weise, wie sie diese ausgesprochen hat?
Auf dem Weg zurück zur
Bahn. Tränen brennen in meinen Augen. Ich bin verletzt wegen der in meinen
Augen nicht gerechtfertigten Standpauke. Und wütend, weil ich einen ganzen
Nachmittag, den ich zum Arbeiten hätte nutzen können, verschwendet habe. Zwischen
Uni und Besichtigung hatte ich drei Stunden Leerlauf. Eigentlich wollte ich
arbeiten, aber das ist an einem Ort voller Menschen und mit im Hintergrund
dudelndem Radio ein Ding der Unmöglichkeit. Warten also. Drei Stunden, die ich Home
Office hätte machen können. Tränen der Wut lassen den Weg vor mir verschwimmen.
Ich beginne zu grübeln. Warum habe ich der Maklerin nicht ordentlich meine Meinung gegeigt, bevor ich abgehauen bin? Ihr gesagt, dass man so nicht mit Menschen umgeht und dass ihr Verhalten uns gegenüber gerade zum K…Erbrechen war? Kann ich im Internet irgendwo eine Rezension schreiben und meine Wut da rauslassen?
Ich beginne zu grübeln. Warum habe ich der Maklerin nicht ordentlich meine Meinung gegeigt, bevor ich abgehauen bin? Ihr gesagt, dass man so nicht mit Menschen umgeht und dass ihr Verhalten uns gegenüber gerade zum K…Erbrechen war? Kann ich im Internet irgendwo eine Rezension schreiben und meine Wut da rauslassen?
Nichts davon habe ich
getan. Trotzdem lässt mich dieser Abend verwirrt und traurig zurück. Wenigstens
haben die öffentlichen Verkehrsmittel Mitleid mit mir. Länger als vier Minuten
muss ich nie warten und das, obwohl ich zweimal umsteigen muss. Um kurz nach
sechs bin ich zu Hause. Auf dem letzten Stück des Weges, das ich zu Fuß gehe,
fangen sie an zu laufen, die Tränen. Niemand ist in der Nähe. Ich bin ganz
allein. Ich schließe die Haustür auf und lasse mich in mein Bett fallen.
Irgendwie habe ich das Gefühl, von Wohnungsbesichtigungen jetzt erst mal die
Nase voll zu haben. Ich beginne wieder zu zweifeln, ob ich überhaupt ausziehen
soll. Klar, der Anschluss an den ÖPNV könnte besser sein. Aber ich mache meinen
Führerschein, das löst das Problem irgendwann. Klar, mein Vater und meine
Schwester treiben mich oft in den Wahnsinn. Aber ist denn Alleinsein so viel
besser? Natürlich werde ich irgendwann ausziehen müssen. Aber warum muss das
mit 18 schon sein? Ich habe das Gefühl, dass meine Kommilitonen mich als
unselbstständig und kindisch betrachten, weil ich noch zu Hause wohne. Okay,
sie haben keine Ahnung, dass das Leben zu Hause nicht nur mit Annehmlichkeiten
verbunden ist. Meine Mutter hat während ihres gesamten Studiums zu Hause
gewohnt. Mein Vater bei seiner Oma. Aus beiden ist was geworden.
Ich
weiß nicht, was ich auf lange Sicht von dieser Wohnungsbesichtigung mitnehmen
werde. Ich weiß nur, dass mich der gestrige Tag ein bisschen hilflos zurückgelassen
hat und ich hoffe auf den heutigen, der es besser machen soll. Ich bin mir
sicher, das wird er. Neue Frisur, Vorstellung unseres fertigen
Semestermagazins, auf das ich sehr stolz bin und eine Geburtstagsfeier im
Familienkreis. Ja, ich glaube, dieser Tag wird gut werden. Es geht immer
irgendwie weiter.
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