Toleranz/Akzeptanz
Gehört werden
Ich habe manchmal das
Gefühl, niemand tickt so wie ich. (Okay, jetzt ist es raus.) Jeden Tag begegne
ich Menschen, die mir das Gefühl geben, falsch zu sein. Die mich nicht
verstehen wollen. Die mich seltsam finden. Die mich zurückstoßen, wenn ich mich
öffne.
Ich hörte einmal einen
Menschen in meinem Umfeld über seine Lieblingsstadt sprechen. Barcelona. Von
Spanien schwärmen, den rassigen Spaniern, Tapas, dem Meer. Ja, dachte ich, das
ist jemand, der sich auch so fürs Reisen begeistern kann wie ich. Ich wollte
einen Austausch herbeiführen, war Feuer und Flamme. Ich begann von "meinem"
Schweden zu erzählen – und wurde zurückgewiesen. Spanien sei doch so viel
schöner als Schweden. Für mich nicht, erklärte ich. Und da ging’s los. Wie man
das kalte Schweden dem warmen, sonnigen Spanien vorziehen könnte. Wie man Schwedisch,
das fast keiner spricht, gegenüber der Weltsprache Spanisch bevorzugen könnte.
Warum ich Köttbullar lieber äße als Tapas. Ich wurde aufgefordert, etwas auf
Schwedisch zu sagen, damit die Sprache daraufhin als unsexy erklärt werden
konnte. Ich wurde gefragt, ob ich denn nur auf blonde Männer stehe (hallo
Klischee!)
Episoden wie diese
schaden mir mehr, als ich mir anmerken lasse. Weil ich mich geöffnet habe und
nicht dafür belohnt wurde. Weil ich in einem Umfeld, in dem ich sonst wenig von
mir preisgebe, eines der Dinge enthüllt habe, die mir am wichtigsten sind. Ich
dachte, aus diesem Gespräch wird jetzt ein schöner Austausch. "Was magst Du so
an Schweden?"/ "Was ist Dein Lieblingsort in Barcelona?" / "Hast Du einen
Geheimtipp, welches Essen man unbedingt probieren sollte, wenn man dort Urlaub
macht?"
Doch so kam es leider nicht. Ich bin an einen Menschen geraten, der anscheinend Jasager um sich rum braucht. Menschen, die ihm beipflichten und keine eigene Meinung haben. Schade.
Doch so kam es leider nicht. Ich bin an einen Menschen geraten, der anscheinend Jasager um sich rum braucht. Menschen, die ihm beipflichten und keine eigene Meinung haben. Schade.
Genau so wie mit dem Barcelona-Beispiel
verhält es sich leider auch bei vielen anderen Dingen. Familienmitglieder, die
noch immer nicht wissen (und auch nicht verstehen wollen), was ich bei meinem
Studium mache. Irgendwas mit Medien. Journalismus oder was anderes. Ist noch
nicht klar, was dabei rauskommt. So haben sich Menschen mir gegenüber schon
geäußert. Und es tut weh, wenn man zum x-ten Mal dasselbe erklären muss.
Noch schlimmer: Menschen,
denen ich versuche zu erklären, wie es mir geht. Nein, kein Verständnis. "Genieß
die Jugend! Du bist nur einmal jung!" / "Ach, Ihr jungen Leute habt es gut! Ich
wäre auch gerne noch mal in Deinem Alter." / "Du hast ja so viel Glück!"
Es tut weh. Es tut so weh. Sie verstehen es einfach nicht. Sie haben keine Ahnung, wie es sich anfühlt, ich zu sein. Die Jugend genießen? Im Kopf bin ich schon lange erwachsen. Erst gestern hat mir jemand gesagt: "Du bist immer noch erst 18? So wirkst Du gar nicht."
Es tut weh. Es tut so weh. Sie verstehen es einfach nicht. Sie haben keine Ahnung, wie es sich anfühlt, ich zu sein. Die Jugend genießen? Im Kopf bin ich schon lange erwachsen. Erst gestern hat mir jemand gesagt: "Du bist immer noch erst 18? So wirkst Du gar nicht."
An vielen Tagen sehne ich
mich nach mehr Empathie. Kognitive Empathie wohlgemerkt. Mein Umfeld soll sich
vorstellen können, wie ich mich fühle. Ich wünsche niemandem, meine Gefühle
wirklich mitzuerleben (das wäre affektive Empathie. Meine Vorlesungen bringen
doch was.) Ich wünsche mir mehr Akzeptanz anstelle von Toleranz. Der
Unterschied?
Schaut Euch die lateinischen Wortbedeutungen an. Tolerare heißt ertragen, acceptare bedeutet dagegen unter anderem annehmen. Ertragt andere Menschen mit unterschiedlichen Vorlieben, abweichenden Meinungen, verschiedenen Leidenschaften nicht nur, sondern nehmt sie an. Seid offen, interessiert Euch. Ich werde nicht versuchen, Euch meine Meinung aufzuzwingen oder meinen persönlichen Geschmack zum ultimativen erklären. Im Gegenteil. Ich finde es toll, wenn Menschen für etwas brennen. Ich mag leidenschaftliche Zeitgenossen! Wirklich!
Vor ein
paar Tagen habe ich einen wirklich wunderschönen Tweet auf Twitter gesehen: "Ich finde es ja schön, wenn jemand etwas für sich gefunden hat, woran die Person Spaß hat und bei dem sie sich vorstellen kann, das dauerhaft zu tun. Ich finde es schade, wenn andere Personen sich abfällig darüber äußern, nur weil sie selbst damit nichts anfangen können." Alles in mir
hat laut "jaaaaa" geschrien. Ich habe auf den Tweet geantwortet und deutlich
meine Zustimmung gezeigt. Und jetzt wünsche ich mir vor Weihnachten, dass es
bald sehr viel mehr Menschen gibt, die das so sehen wie @FroileinPi und ich. Schaut Euch die lateinischen Wortbedeutungen an. Tolerare heißt ertragen, acceptare bedeutet dagegen unter anderem annehmen. Ertragt andere Menschen mit unterschiedlichen Vorlieben, abweichenden Meinungen, verschiedenen Leidenschaften nicht nur, sondern nehmt sie an. Seid offen, interessiert Euch. Ich werde nicht versuchen, Euch meine Meinung aufzuzwingen oder meinen persönlichen Geschmack zum ultimativen erklären. Im Gegenteil. Ich finde es toll, wenn Menschen für etwas brennen. Ich mag leidenschaftliche Zeitgenossen! Wirklich!
Wow! Story of my life... genau das beobachte ich leider auch immer wieder. Vor allem bei Menschen, die ein sehr eingeschränktes Weltbild haben, die nur ihre eigene Lebensweise für richtig halten. Es kann ja sein, dass diese Lebensweise für sie selbst die einzig richtige ist. Aber das muss ja nicht heißen, dass das für alle anderen genauso ist. Im Gegenteil – wir sind ja alle einzigartig und haben unterschiedliche Geschmäcker und Interessen. Aber wer sich immer nur mit Seinesgleichen aufhält und kaum Freunde hat, die andere Interessen haben, sondern nur Freunde mit den gleichen Interessen, denkt natürlich, alles andere sei falsch.
AntwortenLöschenIch hab eine gute Freundin, die viele meiner Freunde und Bekannten dafür verurteilt, dass sie nicht mit Mitte Zwanzig/Anfang Dreißig ans Heiraten und Kinderkriegen denken, sondern lieber durch Raum und Zeit reisen und verschiedene Dinge ausprobieren. Ich versuche mittlerweile, sie immer wieder unterbewusst für andere Lebensweisen zu sensibilisieren, da sie auf direkter Konfrontation das nicht versteht, da für sie nichts anderes infrage kommt.
In der Schule hab ich immer um Akzeptanz gekämpft. Ich hatte zwar Freunde, aber keine wirklich guten, und ich hab immer versucht, mich anzupassen. Hier in meiner Studienstadt hab ich so verschiedene Leute kennengelernt, dass ich mich endlich getraut hab, mir selbst bewusst zu machen, wer ich bin und was ich will, und das auch nach außen zu zeigen. Und es tut so gut, in dieser Vielfalt akzeptiert zu werden. Es gibt zwar immer wieder hier und da Teilbereiche, die verurteilt werden, aber ich hab gelernt, dazu zu stehen und mit Leuten darüber zu diskutieren. Es war ein langer Lernprozess, aber es hat sich gelohnt. Und ich lerne immer noch...
Ja, das kann man leider ziemlich oft beobachten, wenn es einem einmal aufgefallen ist...
LöschenIch freue mich, dass du tolle Menschen kennengelernt hast und selbstbewusst genug bist, auch Diskussionen nicht zu scheuen!