Über mich


Von der Notwendigkeit, gezwungen zu werden

Wir Menschen hassen Zwänge. Da sind wir uns einig, oder? Niemand tut gerne Dinge, die man freiwillig nicht machen würde. Wir tun sie aus bloßem Pflichtbewusstsein, höchst widerwillig und manchmal sogar halbherzig. Unser Wunsch ist es, selbst zu entscheiden, was wir wollen und was nicht. Freiwillig zu handeln.
Deswegen werden die meisten von Euch jetzt gleich wahnsinnig schockiert gucken: Für mich sind Zwänge momentan extrem wichtig. Und warum?
Weil ich mich oft nur durch Zwänge, die ich mir selbst auferlege, zu meinen täglichen Pflichten aufraffen kann.

Ich gehe zur Uni, weil ich weiß, ich darf nicht viele Vorlesungen verpassen.

Ich lerne, bereite mich auf Vorlesungen vor, weil ich weiß, dass es darauf in meinem Studiengang ankommt.

Ich gehe ins Orchester, auch wenn ich keine Lust habe, weil ich meine Verpflichtung, mitzuspielen, ernst nehme.

Ich übe Geige, auch wenn mir die vielen Vorzeichen auf die Nerven gehen, weil ich weiß, dass ich im Orchester nicht unvorbereitet dasitzen darf.

Ich arbeite viel für meine zwei Jobs, weil ich weiß, praktische Erfahrung könnte für spätere Arbeitgeber wichtig sein.

Vielleicht empfinden nicht alle von Euch diese Dinge jetzt als Zwang. Ich schon. Gezwungen vom eigenen Pflichtbewusstsein, vom logischen Denken, vom Wissen, dass das alles wichtig ist. Getrieben von meiner Hoffnung auf Besserung, von meiner Überzeugung, dass sich eines Tages alles auszahlen wird. Von meinem Glauben, dass ich eines Tages das wiederbekomme, was ich jetzt investiere.

Es ist eine zerbrechliche Hoffnung, ein Glaube, der manchmal schrumpft und nahezu nicht existent ist. Aber manchmal ist diese Überzeugung das Einzige, was mich noch nach vorne schauen lässt. Die Hoffnung, der Glaube, die Überzeugung treiben mich an, auch wenn ich oft davon überfordert bin. Mich davon verfolgt, gehetzt, angetrieben fühle. Aber sie zwingen mich auch, weiterzumachen. Und das ist ganz wichtig. Ich darf jetzt nicht stehen bleiben, weil ich dann Gefahr laufe, mich selbst zu verlieren in diesem Chaos, das sich Gedanken und Gefühle nennt.

Weiter, immer weiter.

Es sind die Zwänge, die mich treiben. Aber es sind auch die Zwänge, die mich leiten und führen.

Kommentare

  1. Diese Zwänge fehlen mir leider... ich hab das letzte Semester so ziemlich verbummelt, weil ich alles andere gemacht hab außer zu lernen, in die Uni zu gehen und meine Vorlesungen vor- und nachzubereiten. Und ich will nicht, dass es sich dieses Semester wiederholt, aber bis jetzt fehlt mir die nötige Selbstdisziplin... 15 Stunden in der Woche zu arbeiten ist kein Problem, weil ich da einen äußerne Zwang habe. Aber innere Zwänge sind mit mittlerweile leider fremd geworden :(

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