Eine Botschaft an das männliche Geschlecht


Botschaft an das männliche Geschlecht

Ich war gestern einkaufen. Nicht shoppen, sondern einfach nur Lebensmittel besorgen. Und überall, egal in welches Geschäft ich gegangen bin, lagen große Pralinenschachteln in Herzform. Blumenläden hatten in den letzten Tagen sicherlich Hochkonjunktur. Der Grund: Heute ist Valentinstag.
Ich höre euch schon stöhnen, in der Aussicht auf einen langweiligen, kitschigen Text. Der wird aber nicht kommen. Denn ich nehme diesen Tag lediglich zum Anlass, um ein bisschen was an und über das männliche Geschlecht zu schreiben.
Für mich persönlich hat der Valentinstag nämlich überhaupt keine Bedeutung. Wie auch, ich habe ja keinen Freund. Richtig gelesen: Nein, ich habe keinen Freund. Ich hätte nichts dagegen, einen zu haben, aber ich suche auch nicht auf Teufel komm raus. Und so verzweifelt bin ich nicht, liebe Männer, dass ihr mich zum Kaffee einladen müsst, ohne mich je zuvor gesehen zu haben. Denn das ist nämlich in letzter Zeit ab und zu mal passiert. Ich bin angesprochen worden. Von Männern mit der Intention der Kontaktaufnahme.
Sie sahen normal und freundlich aus, kein Grund ihnen unanständige Absichten zu unterstellen. Trotzdem habe ich immer abgelehnt. Warum? Weil ich so etwas grundsätzlich nicht mache. Weil es mich eher verlegen macht, auf diese Art und Weise angesprochen zu werden. Weil ich es oberflächlich finde.
Es gibt sicherlich Mädchen und Frauen, denen es gefällt, von fremden Männern zum Kaffee eingeladen zu werden, das will ich gar nicht abstreiten. Aber ich gehöre nicht dazu. Nicht, weil ich keine Kontakte knüpfen will, sondern, weil ich nichts über die andere Person weiß. Die jungen Männer, die mit mir Kontakt aufnehmen wollten – sie haben keine Ahnung, was für ein Mensch ich bin. Sie kennen nicht meinen Charakter, meine Hobbys, mein Temperament… ich könnte diese Aufzählung beliebig lange fortsetzen.
Warum also haben sie gerade mich angesprochen? Zufallsgenerator? Auf den ersten Blick ansprechend gefunden?
Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick. Dafür bin ich zu rational, vermutlich auch zu unromantisch. Weil ich daran glaube, dass zur Liebe mehr dazugehört als ein Blick. Ich möchte den Charakter einer Person lieben, nicht das, was ich auf den ersten Blick sehe. Klar gibt es Menschen (bzw. Männer), die mir sofort als attraktiv ins Auge fallen. Vielleicht sind das aber ganz schrecklich arrogante Typen. Klar gibt es Menschen (Frauen), in deren Gegenwart ich mich vom ersten Moment an wie das hässliche Entlein fühle, weil sie lange Beine, ein makelloses Gesicht oder die perfekte Modelfigur haben. Ich habe das alles nicht, und wahrscheinlich fällt es mir deshalb schwer, mich selbst hübsch zu finden oder es als Kompliment zu werten, wenn jemand mich anspricht.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich noch nie eine ernsthafte Beziehung hatte. Vielleicht fällt es mir einfach schwer, mich anzunehmen, wie ich bin, und daran zu glauben, dass es tatsächlich Männer gibt, die nicht nur an den optischen Traumfrauen interessiert sind. Dass mich andere Menschen mit anderen Augen sehen als ich mich selbst. Bei meinen Eltern, meinen besten Freunden, mache ich mir schließlich auch keine Gedanken darüber, ob sie mich jetzt hübsch finden oder nicht. Und hey, ich bin schließlich selbst diejenige, die in diesem Text geschrieben hat, dass es auf mehr als nur das Aussehen ankommt.
Vielleicht werde ich es mir dieses Jahr (mal wieder) vornehmen, weniger perfektionistisch zu sein – und ein 1000stes Mal scheitern. Vielleicht wird, wenn ich dann bald mal studiere, ein junger Mann auftauchen, der genau so ist wie alle anderen – und doch ganz anders. Jemand, der perfekt zu mir passt, der mir das Gefühl gibt, dass ich nicht nach irgendwelchen Idealen streben muss. Denn mir das zu verklickern, ist bisher noch keinem gelungen. Vielleicht muss ich auch noch ein paar Jahre warten. Auch das wäre nicht schlimm. Ich bin noch nicht mal 18. Und auch, wenn Medien und gewisse Personen aus meinem Umfeld mir etwas anderes weismachen wollen – es ist keine Schande, in diesem Alter keinen Freund zu haben. Falls irgendwelche jungen Mädchen das lesen: Glaubt es mir!!! Seid nicht so dumm wie ich! Zu denken, dass keiner ernsthaft an euch interessiert ist, dass andere Mädels nur mit dem Finger schnipsen müssen, um einen Freund zu finden, ist absolut nicht hilfreich. Denn ihr werdet EUREN Weg gehen, so wie ich meinen gehe. Macht euch nicht abhängig von Jungs, denn nur wenn ihr auch alleine klarkommt, werden sie euch respektieren.
Liebe junge Männer, das ist eine Botschaft an euch: Ihr dürft euch gerne ein bisschen Mühe mit den Mädels geben. Wenn es euer Ding ist, sie einfach so auf der Straße anzusprechen – macht das, von mir aus. Nur: Ihr werdet bei mir und auch bei vielen Anderen damit nicht landen können. Versucht lieber, jemanden wirklich, von Grund auf kennenzulernen. Mit all den Macken, die wir Mädels nun mal haben, aber auch mit all den Dingen, die wir besser können als ihr. Nutzt niemals (!) die Aufmerksamkeit eines Mädchens aus (das gilt umgekehrt übrigens genauso). Und: Seid manchmal nachsichtig mit uns. Viele von uns sind nun mal ab und zu kompliziert. Das hat auch sein Gutes, denkt mal darüber nach.
Frohen Valentinstag!!
Foto: netzwelt.de
 
 

Kommentare

  1. Eine Freundin von mir verfährt nach dem Motto: "Jeder hat eine Chance verdient." Wenn sie auf einen Kaffee eingeladen wird, dann lässt sie sich drauf ein. Auf [i]einen[i] Kaffee. Wenn der Kerl ihr dann nicht sympathisch ist, wars das, ansonsten trifft sie sich gerne auch ein zweites oder vielleicht auch drittes Mal mit ihm. Auf den ersten Blick kann man manchmal/oft ja nicht sagen, ob es vom Charakter her passt oder nicht.
    Interessant finde ich folgenden Satz, den ich irgendwo mal gelesen hab: "Wir verlieben uns in die, die wir attraktiv finden – und wir finden die attraktiv, in die wir uns verlieben." Ich denke, wenn wir jemanden nicht attraktiv finden (sprich, er nicht unser "Typ" ist), kann da niemals eine Liebesbeziehung daraus werden, auch wenn man sich super gut versteht.

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