Selbstvertrauen vs. Selbstzweifel
Selbstvertrauen vs. Selbstzweifel
Seien wir ehrlich - fast jeder von uns kennt das. Immer wieder kommen wir in Situationen, in denen wir aus den verschiedensten Gründen an uns zweifeln. Das Selbstbewusstsein sinkt in den Keller, stattdessen nagen die Selbstzweifel wie lästige kleine Ungeheuer an uns.
Sei es, dass wir mit uns selbst unzufrieden sind, weil wir etwas nicht geschafft, uns selbst enttäuscht haben, sei es aber auch, dass wir durch äußere Umstände, durch Bemerkungen, die unsere Mitmenschen machen, "hinabgestürzt" werden in das Tal unseres in diesem Moment fehlenden Selbstbewusstseins.
Für mich war vor allem dieses zweite Szenario jahrelang ein Problem. Bei allem Negativen, was ich über mich gehört habe, begann ich zu reflektieren: bin ich wirklich so, wie die Anderen es sagen? Ist das Verhalten der Anderen die Reaktion darauf, wie ich "rüberkomme"? Muss ich mich ändern, um von Menschen gemocht zu werden? Nein. Muss ich nicht. Ich mache Fehler, das ist mir bewusst. Ja, ich habe auch schlechte Eigenschaften, Schwächen, Angewohnheiten, die Anderen nicht gefallen, das weiß ich genau. Na und? Ich bin eben verdammt noch mal auch nur ein Mensch und wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.
Wichtig sind nicht die Menschen, die uns für unsere Schwächen verurteilen. Sondern diejenigen, die bereit sind, über die Schwächen hinwegzusehen und unsere Stärken zu erkennen. Diejenigen, die uns bedingungslos gernhaben, vielleicht sogar lieben.
Ich liebe dieses Wort - bedingungslos. Egal was wir tun, egal wie wir aussehen, welche Leistung wir bringen, bedingungslose Liebe ist uneingeschränkt groß.
Die Menschen, die mir in den letzten Jahren bedingungslose Liebe und Zuneigung entgegengebracht haben, haben einen entscheidenden Anteil daran, dass es mir letztendlich doch gelungen ist, mir selbst meine Fehler zu verzeihen. Mir wurde gezeigt, dass ich doch ganz in Ordnung zu sein scheine, dass ich mit meiner Sichtweise nicht alleine dastehe. Und vor allem, dass ich mich nicht abhängig davon machen muss, was andere Menschen von mir denken. Diejenigen, die mir jahrelang das Leben schwer gemacht haben, weil sie mir eine schlechte Meinung von mir selbst einredeten, waren nie die Menschen, die mir in meinem Leben hätten wichtig sein sollen. Es waren nicht diejenigen, die mich am besten kannten, sondern vielmehr die, die sich aufgrund oberflächlicher Begegnungen eine Meinung gebildet hatten. Sie hätten mir egal sein sollen, und ich bereue ein bisschen, dass ich das nicht früher erkannt habe, dass ich so viel Lebenszeit damit verschwendet habe, mich ihretwegen zu verbiegen.
Selbstvertrauen – nicht jeder Mensch ist damit gesegnet. Manche haben eine übertrieben große Portion davon abbekommen, andere wiederum wurden nahezu ganz "vergessen". Es gibt Menschen, die überhaupt keine Hemmungen dabei haben, an einem neuen Ort sofort die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, im Mittelpunkt zu stehen. Ich gehöre nicht dazu, bin eher froh, wenn ich mich "verstecken" kann. Das ist eigentlich schade, denn dadurch entgeht mir sicher Einiges, was es wert wäre, erlebt, entdeckt oder einfach nur gesehen zu werden. Aber dann wieder kann ich nicht aus meiner Haut. Ich habe inzwischen aufgegeben, es zu versuchen. Ich kann und will mich nicht zu einer anderen Art von Mensch machen.
Was ich nicht verstehe: warum kann man die Anderen – und auch sich selbst – nicht einfach so sein lassen, wie wir sind? Warum muss man immer bemängeln, lästern, kritisieren, Schwächen aufdecken? Wie wäre es, wenn wir einfach mal unsere Schwächen und die der Anderen akzeptieren und versuchen, uns auf die Stärken zu konzentrieren? Wenn wir uns nicht verbiegen lassen, sondern dazu stehen, wie wir sind?
Ja, vielleicht klingt dieser Text ein bisschen trotzig, nach Rebellion und Auflehnung. Ich möchte hier nicht dazu aufrufen, unverbesserlich zu werden und sich gar nicht mehr um die Meinung von Anderen zu kümmern. Mir geht es darum, zu differenzieren: wessen Meinung wollen wir zulassen? Wer ist uns wichtig? Und wer kann uns, salopp ausgedrückt, den Buckel runterrutschen?
Ich habe meine Entscheidung getroffen.
"When I see your face, there's not a thing that I would change because you're amazing just the way you are" - Bruno Mars
"Wir halten fest, lassen los, woll'n nicht allein sein, suchen Trost, ich bin die, die bei dir bleibt - bedingungslos" - Sarah Connor
Ich glaube, das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen und die Selbstakzeptanz sind größer, wenn man sich vorher viel um die Meinung seiner Mitmenschen geschert hat und das jetzt nicht mehr tut, als wenn man das schon immer hatte. Wer schon immer auf die Meinung seiner Mitmenschen pfeift, mag auf den ersten Blick ein Glückspilz sein – aber wer die diese drei "Selbst-Dinge" auf die harte Tour lernen musste, lebt meiner Meinung nach viel bewusster und zwar im Gesamtpaket, in allen Lebenslagen.
AntwortenLöschenDas fällt mir selber immer wieder auf. Dadurch, dass man sich sehr von der Meinung seiner Mitmenschen abhängig gemacht hat, kann man hinterher, wenn man sich davon "gelöst" hat, viel besser differenzieren, welche Meinungen man noch "zulassen" will und welche nicht. Danke für deine Gedanken zum Text.
LöschenDaumen hoch Lioba, den Kommentar muss ich mir merken :-)
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