Planet Minerva oder: Über das Reisen
Planet Minerva oder: Über das Reisen
Ich habe schon vor ein paar Tagen versucht, diesen Text zu schreiben, es aber wieder aufgegeben, weil mir die Worte fehlten. Jetzt glaube ich sie gefunden zu haben.
Vom ersten Blogbeitrag an hieß mein Blog "Planet Minerva". Woher der Name kommt, das habe ich bislang nicht verraten, möchte das aber gerne tun. Und dabei gleich noch über meine dritte Leidenschaft (neben Schreiben und Musik) berichten.
In der römischen Mythologie ist Minerva (auf Griechisch Athene, die Namensgeberin der Stadt Athen) die Göttin der Weisheit, aber auch des Kampfes. Angeblich wurde sie aus dem Kopf des Göttervaters Jupiter geboren, in voller Rüstung. Ich hatte schon immer eine Faszination für die Sagen des klassischen Altertums, und Minerva war irgendwie von Anfang an meine Lieblingsgöttin. Nicht Jupiters Ehefrau Juno, nicht Venus, Göttin der Liebe und der Schönheit, nein, Minerva war für mich die beste der römischen Göttinnen. Intelligenz und Weisheit verkörperten für mich die höchste Tugend und ich strebte danach, so weise zu werden wie die römische Göttin es laut Sage sein sollte.
Minerva ist jedoch nicht nur die Göttin der Weisheit, sondern verkörpert auch ein Stück weit den Kampf. Sie zeichnet sich durch Tapferkeit und Unerschrockenheit aus. Im Trojanischen Krieg mischt sie dem Mythos zufolge auf Seiten der Griechen aktiv mit, kämpft mit Menschen und Göttern und beschützt ihre Helden. Dass mein Blog nach ihr benannt wird, soll nicht heißen, dass ich Kriege für gut befinde, im Gegenteil. Ich verabscheue Krieg, doch Tapferkeit und Unerschrockenheit sind Werte, die ich für erstrebenswert halte. In Bezug auf das "Kämpfen" gibt es eine Parallele zwischen mir und der Göttin Minerva.
Mein Name bedeutet "die Kämpferin". Ich sehe das nicht als negative Bedeutung an, denn man kann ja auch für das Gute kämpfen, für seine eigenen Werte einstehen. In den letzten Jahren habe ich viele Kämpfe mit mir selbst ausgefochten, habe mich dazu durchgerungen Entscheidungen zu treffen, mein Leben zu verändern, zu mir selbst zu stehen. In diesem Sinne habe ich, denke ich, meinem Namen alle Ehre gemacht.
Und warum "Planet
Minerva"? Ein Planet ist, das dürfte bekannt sein, ein Himmelskörper, der
um einen Stern (wie unsere Erde um die Sonne) kreist. Umgangssprachlich werden Planeten auch "Wandelsterne" genannt. Die Umherschweifenden. Wie ich selbst auch. Ich liebe es zu reisen, will möglichst viel von der Welt sehen und dabei selten nur an einem Ort bleiben. Zu meinem Glück haben meine Eltern früh begonnen, mir die Welt zu zeigen. Italien und Großbritannien waren wohl unsere häufigsten Reiseziele, aber wir waren auch zweimal in den USA, mehrfach in Frankreich und Österreich und überhaupt in recht vielen europäischen Ländern. Diese Reisen haben mich geprägt, meinen Horizont erweitert und meine Sehnsucht nach der großen weiten Welt noch größer gemacht. In der neunten Klasse habe ich an einem Schüleraustausch teilgenommen, die Studienfahrt nach dem Abitur war ein echtes Highlight. Mein Wunsch an meine Eltern zum bestandenen Abitur: ein paar Tage in einer europäischen Stadt meiner Wahl. Und somit durfte ich Mittsommer in diesem Jahr in Oslo verbringen.
In wenigen Tagen wird es wieder so weit sein. Nachdem ich seit letztem Herbst bis Anfang Juni mein Fernweh unterdrücken musste, darf ich nun schon zum fünften Mal in diesem Jahr ein weiteres Fleckchen Erde erkunden. Ganze drei Wochen lang allein in einem fremden Land, mit einer Sprache, die ich kaum beherrsche. Es ist ein Wagnis, eine große Herausforderung, die ich aber ohne zu zögern annehme. Es ist ein Stückchen Freiheit für mich selbst, eine echte Auszeit, die ich mir nach dem Abi verdient habe und die ich in vollen Zügen genießen will, bevor mich der Ernst des Lebens in Form vom Studium wieder einholt. Zugleich ist es auch ein Schritt zur Selbstständigkeit. Für mich fängt mit diesem Auslandsaufenthalt ein neuer Lebensabschnitt an.
"Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt.
Dem wird er seine Wunder weisen
in Berg und Wald und Strom und Feld." (Joseph von Eichendorff)
den schickt er in die weite Welt.
Dem wird er seine Wunder weisen
in Berg und Wald und Strom und Feld." (Joseph von Eichendorff)
Fotos: commons.wikimedia.org, privat
Wie heißt du dann? :P also ich habe ja mal weibliche Namen gesammelt, die mit dem Kämpfen zu tun haben, und da gibt's ja so einiges... Bellatrix, Gudrun, Akira, Aline... dahinter kannst du dich gut verstecken ;-) du hast natürlich auch jedes Recht dazu. Ich hab's irgendwie früh aufgegeben, mich hinter meinem Bloggernamen zu verstecken. Irgendwie mag man seinen Namen aber immer.
AntwortenLöschenWobei ich bei Minerva daran denken muss, dass bei den Römern der Aspekt der kriegerischen Athene eher vernachlässigt wurde. Sie war eher so eine schützende, weise Göttin und für den Krieg hatten die Römer ihren Mars und ihre Bellona, worin sich zeigt, dass die Gleichsetzung griechischer und römischer Götter in Wirklichkeit nicht ganz so einfach ist. Ich musste an die "Heroes of Olympus"-Serie denken, da ist das Thema des Buches, dass Athene und Minerva eben doch eine Konflikt miteinander haben. Früher dachte ich auch, das wär dasselbe, aber ich glaube Athene ist tatsächlich die Kriegerin. Es lag nicht einmal nur an den Göttinnen selbst, sondern an ihren männlichen Gegenparten. Während Mars einfach ein allgemeiner Kriegsgott ist und ursprünglich ein gutaussender Gartengott, war der griechischer Ares ein ziemlich wüster Kerl, der vor allem das Gemetzel, nicht aber den strategischen Kriegzug repräsentierte. Das war Athene. Aber Mars brauchte das nicht, der war selber Stratege und es gab zu allem Überfluss noch Bellona, also fiel Minerva als Kriegsgöttin vollkommen aus. Diese römische Ansicht auf die Dinge wiederum hat das Bild eines Musicals geprägt, das wir mal in einem Schulmusical aufgeführt haben, darin wurden die griechischen Götter dargestellt, aber eigentlich mit ihren römischen Attributen und Athenes Zusammenhang zu Krieg wurde nicht erwähnt (naja, es ist auch nur ein lustiges Theaterstück) aber in dem Ares-Lied das ich gesungen habe (ich war Ares. Wir waren ein reiner Mädchenchor und ich war das Mannsweib) kam das Wörtchen "Strategie" vor, was mir verriet, dass das Stück sich eigentlich auf die römischen Götter bezog und sie nur griechisch benannt hatte, weil das Stück "Die Götterolympiade" hieß. So ganz stimmt das alles natürlich nicht :-)
Ich weiß nicht, wann man viel von einem Ort gesehen hat. Ich war schon in China, weil meine Mutter von dort kommt, in Hongkong, Singapur, Italien, Österreich, Frankreich und in den USA und ich habe trotzdem nicht das Gefühl, sonderlich viel über diese Orte zu wissen, dazu müsste man schon dort leben. Ich finde es großartig, dass wir diese Möglichkeiten in Europa haben, ich finde es aber auch wieder seltsam, wenn ich merke, hoppla, vielen anderen Menschen auf dieser Welt bleibt diese Möglichkeit verwehrt und es tun sich ihnen Schranken und Abgründe auf, die schwierig zu überwinden sind.
Ich bin oft sehr fasziniert vom Kämpfen, von Geschichten übers Kämpfen und zwar auch im engeren Sinne, grad Fantasyromane wo Blut fließt... und ich überlege da auch lange darüber, wie das damit zu vereinen ist, dass ich im echten Leben doch immer eher für pazifistische Handlungsweise bin. Es ist eine Fiktion. Warum sollte man nich vom Kämpfen fasziniert sein. Auch wenn es wahrscheinlich das nicht war, was du gemeint hast :-)
Ich glaube sogar manchmal, selbst und teilweise auch die pazifistischsten unter uns haben oft den Bezug zu tatsächlicher Kriegrealität ein bisschen verloren. Ich verstehe sehr wenig vom Krieg, aber er ist trotzdem Teil unserer Welt. Ich glaube, dass viele Menschen deshalb Fantasy und Dystopien lesen, um irgendwie die harschen anderen Welten die es da gibt und gab zu verstehen, denn in unserer kann man sie nicht verstehen.
Das alles hat nichts mit dir zu tun, ist aber ein Thema, das mich sehr beschäftigt, und das dieser eine Satz, "man kann ja auch für das Gute kämpfen" in mir wachgerüttelt hat.
Das sind meine Gedanken zu diesem Text, ich hoffe sie verärgern dich nicht :-)
Verärgern? Im Gegenteil, ich finde es großartig, dass du dir so viele Gedanken über meinen Text gemacht hast!
AntwortenLöschenAußerdem hast du es geschafft, jemandem, der über die griechisch/römische Mythologie alles zu wissen glaubte, was beizubringen. Der Unterschied zwischen Minerva und Athene war mir tatsächlich so deutlich nicht bewusst ;-)
PS: Ich heiße Svenja. Gefällt mir etwas besser als Bellatrix oder Gudrun ;-)